Es war eine schöne Mär…
Tipp aus: “Die ersten 5 Jahre nach dem Studium”
…die Mär der Einarbeitung.
Ich saß in einem Vorstellungsgespräch für einen tollen Job, bei dem ich viel Verantwortung tragen sollte. Bei dem ich mich um Projekte kümmern sollte, die mehrere Millionen Euro schwer waren. Ich zögerte, denn das Studium hatte mich auf so etwas nicht vorbereitet. Wie auch. Nachdem der Personalreferent sowohl meine Begeisterung für den Job, als auch mein Zögern registrierte, teilte er mir mit, dass ich keine Panik vor der Verantwortung haben sollte, da ich eine umfassende Einarbeitung bekommen würde. Erleichtert unterschrieb ich den Vertrag und freute mich auf die ersten Monate der Einarbeitung.
Die Einarbeitung bestand allerdings aus einem Begrüßungsworkshop, bei dem allgemeine Dinge über die Firma erzählt wurden und dem Rundgang durch sämtliche Abteilungen. Ich lernte mehrere dutzend Kollegen aus den unterschiedlichsten Abteilungen in nur wenigen Stunden kennen, wusste anschließend wo der Kaffeevollautomat stand und dass ich Softdrinks für zehn Cent kaufen konnte.
Herzlichen Glückwunsch!
Die nächsten paar Wochen saß ich am Schreibtisch neben einem Kollegen, der bereits innerlich gekündigt hatte und der dabei war die Abfindung, die er bekommen würde, auszurechnen. Seine Ambitionen mich einzuarbeiten gingen gegen Null. Somit lernte ich von ihm – NIX! Einfach gar nichts!
Und dann war er da, der Tag an dem er weg war.
Mein Chef kam in mein Büro und sagte: „So, Herr Polder, da Sie nun vollumfänglich eingearbeitet wurden, kümmern Sie sich gleich mal um all die Projekte Ihres Kollegen.“ Ich wusste zwar nicht was er mit ‚eingearbeitet‘ meinte und schon gar nicht mit ‚vollumfänglich‘, aber ich hatte nun die Wahl – davonlaufen oder mich der Herausforderung stellen.
Ich stellte mich der Herausforderung, denn gegen Aufgeben war ich schon immer allergisch. Einen weiteren Kollegen, den ich um Rat fragen konnte gab es nicht, also musste ich mich alleine da durchboxen. Es war hart. Die Situation verlangte mir viel ab und kostete mich eine Menge Freizeit die ich in unbezahlte Überstunden steckte. Aber schließlich stemmte ich all die Herausforderungen und bewies meinem Chef, dass er auf mich zählen konnte.
Zwei Jahre später, schlug er mich für eine Beförderung vor.
Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die keine Einarbeitung in ihren neuen Jobs erhalten haben. Einige stellten sich den Herausforderungen, die im Anschluss folgten. Viele allerdings traten die Flucht an, weil Sie komplett überfordert waren.
Vielleicht stehst auch Du irgendwann vor dem Scheideweg und musst eine Entscheidung treffen. Was wirst Du tun? Davonlaufen oder Dich stellen? Nun, ich rate Dir ganz dringend dazu Dich durchzuboxen. Denn so kannst Du Erfahrungen sammeln, auch wenn Sie bitter sein werden. Durch jede genommene Hürde wächst Dein Selbstbewusstsein und somit Deine Persönlichkeit. Du hast die Chance, durch solch eine Situation, Deinem Chef zu zeigen was in Dir steckt. Und schließlich ist es nach wie vor so, dass alles Negative zu Deinem Besten ist – auch wenn Du es nicht gleich auf Anhieb erkennen kannst.
Warum erzähle ich Dir das?
Ganz einfach. Hätte ich damals gewusst was nach dem Studium so alles auf mich zukommen würde, wäre ich ganz anders mit einigen Situationen umgegangen und hätte die vielen Hürden etwas entspannter nehmen können. Und da ich ein Helfersyndrom habe, freue ich mich darüber meine Erfahrungen mit Dir zu teilen.
Falls Du jemanden kennst, den dieser blog ansprechen könnte, darfst Du ihn gern teilen und weiterleiten.
Viel Erfolg wünscht Dir
Dein